Interview mit Hasan Küçükkurt
- Dürfen wir Sie kennenlernen oder können Sie sich uns vorstellen?
Ich komme aus Konya-Ereğli. 1981 bin ich nach Izmir gezogen. Ich war Aushilfe und verkaufte fünf Jahre lang Obst und Gemüse. Weil ich gut rechnen konnte, machte mich mein Chef zu seinem Buchhalter. In allen Teilen in Izmir stand ich auf dem Markt. Ich war Obst- und Gemüsehändler und Gärtner. 1993 kam der Besitzer einer damaligen Lebensmittelfirma zu uns und meinte: ˶Ich verkaufe. Kauft es.˝ ˶Keine Ahnung ˝, antworteten wir. Er erwiderte: ˶Nicht ihr werdet den Job machen, sondern die Köche da ˝, und köderte uns damit. Die Hälfte des Preises bezahlten wir und den Rest überschrieben wir auf Schuldscheine. Im Grunde war es so schlimm, wie diese Hinterhöfe. Ein Jahr blieben wir dort. ˶Das wird so nix˝, sagten wir uns. Es war kein Ort, wo man menschenwürdig Nahrungsmittel herstellen könnte. Im Schuhmacher Block von Işıkkent haben wir uns von dort drei Etagen angemietet. Ein Neubau. Wir hatten damals viel investiert. Es war so groß wie eine Streichholzschachtel. Aber von dort aus wuchsen wir zu dem, was wir Heute sind. Wir haben unser eigenes intelligentes Produktionsgebäude gebaut, wo am Tag 100.000 Essen produziert werden und produzieren heute dort. Das Geheimnis des wirtschaftlichen Erfolges ist; Arbeitsethik und Zuverlässigkeit. Diese Dinge lernte ich in meiner Zeit als Aushilfe und niemals bin ich davon abgekommen. Dank der Einhaltung der Hygiene, der Produktqualität, der Ästhetik und dem Geschmack, betreiben wir heute die größte Lebensmittelfabrik Türkeis.
- Dürfen wir Näheres über die Aufgabenfelder und Projekte der İZSİAD erfahren?
İZSİAD ist eine zivile Organisation, entstanden innerhalb der Arbeitswelt. Unsere Mission ist es die einzelnen Viertel, Orte und unser Land zur Entwicklung zu verhelfen, Ideen zu generieren, gemeinsam eine Lösung für Probleme zu finden und Problemlösungsmechanismen in Gang zu setzen. Um dieses Ziel zu verfolgen, finden einmal im Monat unsere Mitwochstreffen statt. Hier thematisieren wir einzelne Ereignisse aus der Weltwirtschaft. Krisen, aber auch Lösungsmöglichkeiten werden besprochen und über diese diskutiert sowie an entsprechende Institutionen eine entsprechende Empfehlung weitergeleitet. Wir stehen in enger Zusammenarbeit mit anderen Industruie- und Geschäftsleuten, Kammern und Börsen, um auf neue Ereignisse schnell reagieren und soweit es geht hierauf Einfluss nehmen zu können.
Unsere sozialen Anstrengungen sind mindestens genauso stark, wie unsere wirtschaftlichen. Um den Zusammenhalt innerhalb unserer Mitglieder aufrecht zu erhalten, organisieren verschiedene Anlässe, die von Kennenlern-Treffen bis hin zu gemeinsames Frühstück, Themenabenden bis hin zu verschiedenen Kulturveranstaltungen gehen. Ebenso leisten wir ab und an einen Mehrwert für das ansässige städtische Krankenhaus, manchmal helfen wir notbedürftigen Studierenden mit Kleidung und Bildungsunterstützung und manchmal Menschen, die sich ihre Therapiebehandlungen nicht leisten können. In dieser Hinsicht machen wir keine Unterschiede. Wir freuen uns, die zu unterstützen, die auf Hilfe angewiesen sind…
- Wie sehen die Import- und Exportwerte aus für die sie verantwortlich sind und wohin exportieren oder von wo importieren Sie am meisten?
Die Exportzahlen der Ägäis betragen zwischen 16-19 Mio. Dollar, so wie ich das sehe… Der Türkische Import-Export Rat (Türkiye İhracatçılar Meclisi (TİM)) hat veröffentlicht, dass die Ägäis ihre Exporte vom 1. Oktober 2013-30 September 2014 um 6,4 % erhöht und mit diesem Wert (19.030.378.000 Dollar) für die Ägäis einen neuen Rekord geknackt hat. Allein die Stadt Izmir ist verantwortlich für jährliche Exportzahlen in Höhe von 10 Mrd. Dollar.
Im Jahre 2015 konnte die Ägäis aufgrund der globalen wirtschaftlichen Lage Exportwaren im Wert von knapp 16,8 Mrd. Dollar ausfahren. Ein großer Teil der Textil-, Chemie-, Eisenwaren, sowie Trockenfrüchte gehen an die Länder der Europäischen Union. Deutschland ist in dieser Hinsicht der wichtigste Exportpartner der Türkei, danach folgen England und Italien sowie Holland, Spanien und Frankreich.
Laut dem Türkischen Statistischen Amt hat unser Gebiet im Jahre 2015 Ware in Höhe von 15,1 Mrd. Dollar importiert, was einen Rückgang von 10,4 Prozent ausmacht. Der Vergleich Export-Import zeigt einen 111-prozentigen Anstieg. Die Importwerte liegen bei 8.846.743.000 Dollar.
- Was sind Ihre Ziele im nächsten Jahr hinsichtlich Europa?
So gesehen haben für Europa keine Pläne gemacht, was das Thema Fertigessen anbelangt. Im Endeffekt stellen wir Fertigprodukte für unsere nächste Umgebung her. Aber natürlich verfolgen wir die weltweiten und europäischen, technischen Entwicklungen. Als Bortar Group sind wir neben unserem Catering in Bereichen aktiv, wie das Herstellen vor Ort, das Verpacken, das Betreiben von Cafés und Kantinen, das Vertreiben von Honig, Olivenöl, sowie Fleisch- und Milchwaren sowie im Engagement bei der Einhaltung von Arbeitssicherheit; aber auch in der Touristikbranche verfügen wir über eigene Betriebe. Wir verfügen über qualitative Produkte. Ehe man sich versieht, könnten wir in dieser Hinsicht einen Exportplan für Europa vielleicht doch entwickeln…
- Finden Sie das Engagement des Staates für Neugründer ausreichend?
In den letzten Jahren fand eine starke Unterstützung nicht nur für Neugründer, aber im Bereich F&E und Innovation von Seiten der Regierung und privater Einrichtungen statt; Tendenz steigend. Insbesondere die staatliche Unterstützung durch KOSGEB verhilft jungen Menschen und Frauen in die Selbstständigkeit.
Unseren wirtschaftlichen Zug holen wir nicht mehr nur aus der Produktion, sondern aus dem Bereich der Ideen, des Erfindens, des ‘Neuem’. Nahezu jede Firma aus jeder Branche schließt oder verkleinert seine Produktionsstätte im Inland und verschiebt sie an Dritte-Welt-Länder. Das ist ein Beleg für diese Entwicklung. Nicht mehr die Wertschöpfung, sondern eine Innovation schafft den Erfolg. Die Türkei ist sich dem ebenfalls bewusst. Unsere Regierung agiert hier nach seinen Möglichkeiten und wird versuchen sie in den nächsten Jahren auszubauen.
- Wie bewerten Sie die Investitionspolitik für ausländische Firmen für die Ägäis?
Ich denke, dass diese Investitionspolitik mangelhaft ist. Sicherlich liegt es ebenfalls an den hiesigen Managern und Zentren, dass wenige ausländische Firmen hier investieren wollen. Sicherlich findet keine ausreichende Marketingkampagne statt oder es sind die Zentren, die keine Bestrebungen haben, sich attraktiver zu zeigen. Oder es müssen diese Kampagnen verbessert werden. Ich kenne keine Details, aber ich denke, dass die Regierung mit den hiesigen Vertretern noch sensibler mit diesem Thema umgehen muss
Natürlich muss man auch mit den Augen der ausländischen Investoren sehen. Aufgrund verschiedener Gründe betrachten sie die Türkei als ‘unsicher’ und ‘instabil’. Ich finde, das ist ein ungerechtfertigter Gedanke. Die Türkei verfügt über Jahrtausend alte Kulturen und ist ein Jahrtausend altes Land und Volk. Ich denke, dass die Welt einsehen wird, dass die Türkei ein wichtiger Partner sowie in jeglicher Hinsicht auch stark ist. Wir verfügen schließlich über Fachkräfte, Ressourcen; und das nicht zu knapp. Ich möchte diesen Anlass nehmen und ausländische Investoren zurufen: Sie brauchen nichts zu befürchten. Kommen Sie in unsere Region, insbesondere nach Izmir und investieren Sie hier. Sie werden es nicht bereuen. Wir werden davon profitieren und Sie auch …
- Wenn man an die globale Wirtschaft denkt, in welche Branchen sollte man in der Türkei investieren?
Die Türkei ist sehr landwirtschaftlich geprägt. Allerdings bedeutet das nicht Rückständigkeit. Ganz im Gegenteil, wir werden bald an einem Punkt stehen, wo Länder mehr wert sein werden, als Öl und Gold, wo es möglich ist, an sauberen Gewässern und an frischer Luft Landwirtschaft zu betreiben. Auf einer Welt, wo jeden Tag immer mehr Länder und Gewässer verschmutzen sowie Tiere verschwinden, verfügt die Türkei mehr als genug davon, was ebenfalls ein Plus ist. Hier wachsen an allen Jahreszeiten tausende von Obst- und Gemüsesorten. Ausländische Investoren können insbesondere in diesen Gebieten in die Landwirtschaft investieren. Wir verfügen über viel Fläche und vielen weiteren Vorteilen.
Die Türkei verfügt ebenfalls über nahezu alle Rohstoffe, die man braucht… Von Automobil bis zur Chemie, Eisenerz bis zur IT, Verpackung bis zur Touristik, Logistik bis zu natürlichen Rohstoffen gibt es hier unzählige Möglichkeiten zu investieren.
- Was sind Ihre Erwartungen an ausländische Investoren?
Sie sollen in die Türkei und in diese Menschen vertrauen. Sie sollen kommen und hier investieren. Sie sollen uns kennenlernen, so wie wir sind. Je mehr sie uns kennenlernen, desto mehr werden sie unsere Ehrlichkeit, Herzlichkeit und unseren Fleiß lieben lernen. Später können sie von uns in ihren Ländern erzählen, dass sie uns bis jetzt “falsch gekannt” haben. Vor allem glaube ich, dass Investoren für uns in der EU PR machen werden, von wegen: “Warum nehmt ihr dieses Land nicht in die EU auf? Warum haltet ihr sie hin?”. Die Türkei ist kein Land, das in den untersten Reihen der EU-Liste stehen würde. Ihre Bevölkerungszahl, ihre Wirtschaft und ihre Armee sind groß. Haben wir interne Probleme? Ja, wie jedes andere Land auch… Nur sind diese Dinge nicht unlösbar oder sonst wir angsteinjagend. Wir brauchen uns gegenseitig. Wenn wir uns gegenseitig die Hand geben, werden wir zum Wohl, Frieden und Glück kommen.